In der heutigen Anhörung des Ausschuss für Digitales des Deutschen Bundestages zu den Themen Web3 und Metaverse sind wenig überraschend wirklich bizarre Statements gelandet.
Ich habe nicht alle Statements gelesen, das vom Bitkom-Vertreter lässt sich erwartbar mit „beliebig“ zusammenfassen, die von Jürgen Geuter und Malte Engeler sind neben manchen richtigen Aussagen an vielen Stellen allerdings ebenso erwartbar hysterisch.

Was mich bei so einem Setting dann aber doch überrascht, mit welcher Hybris realitätsferne Aussagen gemacht werden. Nehmen wir das Geraune von Geuter und Engeler rund um Web3 und die dystopische Kontrolle von allem durch digitales Eigentum und Token etc.

In das gezeichnete Bild passt überhaupt nicht, dass zum Einen die Tools mehrheitlich Open Source sind und das gemeinsam mit Composability zu sehr viel schwächeren Lockins führt, und dass zum Anderen Copyleft, Creative Commons und sogar die maximal offene CC0-Lizenz ein wichtiges, immer stärkeres Thema in diesem Feld ist.

Das Ergebnis von einer (in Zahlen 1) Minute Google-Suche:

Das ist kein neues Thema. Copyleft ist seit mindestens 2020 ein zunehmend zentrales Thema in diesem Feld. (Zumindest bin ich damals das erste Mal mehrfach darauf gestossen.)

Es geht mir gar nicht um die einzelnen, in den Artikeln genannten NFT-Projekte; ich bin nur an NFTs interessiert, die Kontext dezentral schaffen und etwa Communities ermöglichen, nicht reine Sammelobjekte sind, also etwa mehr Unlock-Protocol als Bored Apes. (siehe dazu Die Tragweite von Non-Fungible Tokens (NFTs) vom März 2021) Auch die Argumente im Einzelnen, warum hier oder dort CC0 sinnvoll sei, kann ich nicht immer teilen.

Mir ging es nur darum zu zeigen, wie absurd selektiv und damit realitätsfern das gezeichnete Bild der sogenannten Kritiker des Feldes ist, die als Experten geladen wurden.

Man kann nicht seitenweise über das Thema ‚digitales Eigentum im Web3‘ und dessen vermeintliche gesellschaftliche Folgen schreiben und den größten Urheberrechtstrend in diesem Feld hin zu CC0 komplett ausblenden. Es sei denn natürlich, diese Entwicklung passt nicht ins eigene, hermetisch abgeriegelte Narrativ zum Themenkomplex.

Ganz grundsätzlich passt die Umarmung von CC0 und Public Domain nicht zum Kontroll- und Eigentumswahn, der in den Statements dem Web3 angedichtet wird.

Was bedeutet CC0 mit NFTs etwa für Kunst? Mehr Spielraum bei der Ausgestaltung, wie Künstler:innen sich bezahlen lassen, die so Kunst schaffen können, die allen offen steht. Offen für Konsum wie Remix.

(Für eine besonders krasse Diskrepanz kann man sich nach den obigen Texten zum CC0-Trend diese Halluzination von Geuter von Oktober ’22 anschauen, in der er gegen eine von ihm extra für seinen Text ausgedachte Nutzungsüberwachung von Musik für Royalties in Web3 argumentiert, an der niemand arbeitet und wohin sich dieser Sektor ganz offensichtlich überhaupt nicht entwickelt.)

Ich kenne mich bei diesen Themen ein bisschen aus, würde mich aber nicht unbedingt Experte nennen, und selbst ich sehe in diesen Statements zum Teil eklatante Falschaussagen und entsprechend daraus gezogene irrige Schlussfolgerungen.