Was mich an diesen dystopischen Extrapolationen wie hier: social.tchncs.de/@mspro/110544689906019651 immer erstaunt, sind die nicht mitgedachten (weil nicht thematisierten) Prämissen:
- Öffentliche Tätigkeiten im Netz existieren, weil es dafür mehrere Motivationen gibt (intrinsisch, wie extrinsisch), warum sollten diese Motivationen verschwinden?
- daran anschließend: komplette Abstinenz von Agency im Rest der Gesellschaft, sprich also unvorstellbar, dass Gesellschaft diese Dystopie vermeidet
Es ist besonders in der linken Tech-Bubble sehr beliebt geworden, solches extrem extrapolierendes Ausdemfensterlehnen, das bei einer Dystopie landet, anzunehmen, während vergleichbar extreme Extrapolationen die aber bei einer Utopie landen (zu Recht) in der Luft zerrissen werden.
Weiß nicht, ob es Grund oder Effekt davon ist, aber dazu gehört auch, dass die lautesten populistischen Stimmen in den USA wie hierzulande dystopische Extrapolationen als offensichtlich hinstellen (mit dem klassischen intellektuellen Shortcut „duh, Kapitalismus!“), während sie vergleichbar aus der Hüfte geschossene utopische Extrapolationen als Tech-Bro-Fantasien abtun. Was natürlich alles emotional & ideologisch getrieben ist, also oft recht argumentfrei bleibt.
Needless to say, einseitige, klar vom eigenen Bias getriebene Szenarien in der Flughöhe sind selten erkenntnisbringend oder gar realistisch.
Noch schlimmer ist es nur, wenn diese Extrapolationen nicht als mögliche Szenarien sondern als „die unvermeidbare Zukunft wenn wir nicht …“ behandelt werden.
Plausibel Klingendes kann einem bei so etwas arg in die Irre führen.
Man hätte zum Beispiel 2000 argumentieren können, dass das Internet das dominante Geschäftsmodell des Journalismus kaputt machen wird.
Das wäre nicht nur plausibel sondern sogar weitgehend zutreffend gewesen.
Daraus zu schließen:
1. Dystopie
2. Internet muss dementsprechend reguliert werden und Presseverlage müssen entscheiden dürfen, was gehen darf und nicht, wäre die daraus folgende plausible Schlussfolgerung gewesen…..